Wer in der Eifel aufwächst, der wird schnell mit dem antiken Volk der Römer bekannt. Das lässt sich bei so vielen Hinterlassenschaften nicht lange vermeiden.
Das Römische Reich hatte sich im Jahre 54 vor Christus bis in das heutige Gebiet der Eifel ausgedehnt. Ab dann war diese Region fast fünf Jahrhunderte Teil des Imperium Romanum. Nachdem die Römer die Kelten besiegt hatten, brachten sie ihnen die Pax Romana. Dabei hatte das Römische Reich unter Kaiser Trajan (53 – 117 n. Chr.) seine größte Ausdehnung.
Aus dem kleinen Stadtsaat Rom hatte sich über Jahrhunderte hinweg ein Weltreich auf drei Kontinenten entwickelt. Nur über den Rhein und den Grenzwall Limes trauten sich die Römer nach der vernichtenden Niederlage im Teutoburger Wald (Varusschlacht, 9 n. Chr.) nicht mehr. Dort in den Tiefen des dunklen Waldes hatten die germanischen Stämme unter Armin(ius) dem Cherusker drei römische Legionen samt Hilfstruppen aufgerieben.
Pax Romana in der Eifel
Mit der Pax Romana war linksrheinisch für die besiegten Kelten und die Region Eifel eine neue Zeit angebrochen. Die Römer wandten auch hier ihre Politik des integrativen Besetzens an. Die Besiegten wurden nach Unterwerfung in das römische Staatsgefüge integriert und erhielten das römische Bürgerrecht. Sie behielten weitgehende Selbstbestimmung in eigenen Angelegenheiten und wer kooperierte, der durfte im Amt bleiben. Es wurden Straßen, Herbergen, Thermen, Siedlungen und Marktplätze gebaut und der römische Staat sorgte wie in den anderen römischen Provinzen auch in Germania inferior (Provinz Niedergermanien) für die Struktur, Gerichtsbarkeit und Annehmlichkeiten der Pax Romana.
Im Gegenzug war das Imperium Romanum aber auch rigoros mit seinen Gegnern. Wer Aufstände anzettelte oder keine Steuern und Abgaben zahlte, der wurde hart bekämpft und oft brutal beseitigt.
Die wohlhabenden Menschen lebten zu dieser Zeit in Villen (heute noch zu besichtigen z.B. in der Römischen Villa in Blankenheim oder in Bad Neuenahr-Ahrweiler) und Bauernhäusern, die es durchaus mit denen in der italienischen Heimat aufnehmen konnten. Wertvolle Bodenmosaike, Kunstgegenstände, Fußbodenheizung und fließendes Wasser standen für die Errungenschaften Roms und machten so manchen Kelten und Germanen gewogen. Entwicklungstechnisch ein Zustand, von dem die Menschen im späteren Mittelalter nur träumen konnten.
Was in dem rauen Klima der Nordeifel nicht gedieh, dass importierte man aus anderen Teilen des Römischen Reichs. Die Römer brachten natürlich auch ihre Sprache, das Latein, ihre Sprache mit und über die Jahrhunderte bildeten sich keltisch-römische Mischsprachen. Noch heute ist z.B. das Italienische, das Spanische und das Französische maßgeblich auf das Lateinische zurückzuführen.
Das Gebiet der heutigen Eifel wurde in drei Teile geteilt: das Gebiet der Nordeifel wurde als Militärkolonie Colonia Claudia Ara Agrippinensium verwaltet und gehörte zu Köln. Dieses war Teil der Provinz Niedergermanien. Hier hatten sich die Eburonen mit Caesar angelegt und wurden dafür 53 bis 51 v. Chr. niedergemetzelt und vertrieben, zuvor hatten sie ihm allerdings eine empfindliche militärische Niederlage zugesetzt.
Fortan siedelten hier die mit den Römern verbündeten Ubier und römische Legionäre, die als pensionierte Soldaten mit Landschenkungen bedacht wurden (ähnlich wie im Band „Asterix – Das Geschenk Cäsars“). Als eine der ältesten Städte Deutschlands gilt übrigens Zülpich, dass als Tolbiacum bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. von den Römern gegründet wurde und sich bis heute stolz die „Römerstadt“ nennt.
Die Südeifel wurde Teil von Gallia Belgica, mit der Hauptstadt Trier (Augusta Treverorum). Trier ist eine römische Gründung und hat noch heute zahlreiche römische Sehenswürdigkeiten zu bieten (wie z.B. die Porta Nigra, die Porta Alba, die Römerbrücke, das Amphietheater, die Grabkammern und die Konstantinbasilika).
Andere Gebietsteile in Richtung Rhein gehörten schließlich bereits zur Militärprovinz Obergermanien (lat. Germania superior).
Römerkanal-Wanderweg mit Aquädukten und Matronen
Obwohl es in der Zeit der römischen Besatzung der Eifel hin und wieder Aufstände gab, verliefen weite Phasen dieser Epoche friedlich und die Römer gaben sich daran eine funktionierende Verwaltung der Gebiete mit guter Infrastruktur aufzubauen. Hierzu gehörten vor allem der Bau von Straßen zwischen den einzelnen Städten, Dörfern und Militärlagern. Ein Projekt von herausragender Bedeutung war der Bau der Römischen Wasserleitung (Eifelwasserleitung) aus der Eifel nach Köln.
Köln, eine bereits damals bedeutende Stadt, hatte mit seinen vielen Menschen damals einen hohen Bedarf an sauberem Wasser, außerdem gab es einige Thermen und Brunnen in der Stadt.
Mit diesem längsten Aquädukt nördlich der Alpen wurde Köln mit frischen Wasser aus der Nordeifel versorgt. Die Quelle war der Grüne Pütz bei Nettersheim. Überreste dieser architektonischen Meisterleistung, die ohne Pumpkonstruktion und nur mit Gefälle auskam, findet man heute noch in Mechernich-Vussem (Aquädukt, 1961 rekonstruiert), in Mechernich-Breitenbenden, der Brunnenstube in Mechernich-Kallmuth oder an den Teilen des Römerkanals in Euskirchen-Kreuzweingarten.
Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches wurde allerdings die Eifelwasserleitung nicht mehr gepflegt, die wertvollen und robusten Steine wurden in der Folgezeit für neu errichtete Gebäude (u.a. Kirchen) verwendet. Aber das römische Erbe hat man in der Nordeifel nicht vergessen: Seit 2012 gibt es den Römerkanal-Wanderweg, der auf 116 km Länge diese Sehenswürdigkeiten in sieben Etappen erschließt.
Kalk gebrannt wurde zu römischen Zeiten u.a. bereits in Bad Münstereifel-Iversheim, dort wurden 1966 sechs Kalköfen aus der Römerzeit entdeckt und können heute als Zeugnis der römischen Kalkbrennerei zur Baustoffherstellung ausgewertet und besichtigt werden.
Über die weit entwickelte Badekultur der Römer kann man sich im Museum der Badekultur in den historischen Römerthermen Zülpich-Museum informieren, wer wirklich Baden will kann dies natürlich auch tun, egal ob in den Carolus Thermen (Aachen) oder in den Claudius Thermen (Köln). Weitere historische römische Thermen findet man außerdem in Trier (Barbaratherme, Kaisertherme und Viehmarkttherme).
Mehr über die Römer erfährt man auch im Naturzentrum Nettersheim, im dortigen Archäologischen Landschaftspark findet man eine 2009 entdeckte römische Siedlung (vicus). Außerdem werden am Naturzentrum spannende Thementage angeboten, wo man mit einem Römerlager für Kinder, spannenden Römerkrimis für Familien, römischem Kochen und römischer Schönheitspflege eine Zeitreise in die Antike unternehmen kann.
Wanderungen führen außerdem zum Matronenheiligtum und dem Gallorömischen Tempelbezirk „Görresburg“. Wer dann schon einmal in Nettersheim ist, der sollte außerdem den nicht mehr weit entfernten Heidentempel nahe dem Ortteil Pesch besuchen.
Dies sind nur einige Beispiele für römische Überbleibsel in der Nordeifel. Wer sich für die Römer und das Imperium Romanum interessiert, ist hier genau richtig!