Pax Romana

Die Pax Romana begann nach gängiger Ansicht mit Kaiser Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) und endete mit dem Tod von Kaiser Marcus Aurelius (121 bis 180).

Der „Römische Friede“ markiert eine Zeit, die weitgehend geprägt war von einer starken Verwaltung für den Inneren Frieden, Stabilität, Sicherheit und Wohlstand. Im Alten Rom wurde diese Phase eng an Kaiser Augustus verknüpft, so dass man damals den Begriff Pax Augusta verwendete.

kaiser augustus
Mit Kaiser Augustus begann die Pax Romana.

Kaiser Augustus, der eigentlich als Gaius Octavius geboren wurde, erhielt den Ehrentitel Augustus (dt. der Erhabene) im Jahre 27 v. Chr. durch den römischen Senat verliehen. Offiziell hier er ab dann „Imperator Caesar Divi filius Augustus“.

 

Zeit des Triumvirats

Augustus Weg zur Macht war allerdings zunächst nicht gerade einfach. Nachdem der vielen zu mächtig gewordene Diktator Gaius Iulius Caesar im Jahre 44 v. Chr. von seinen Verschwörern während einer Senatssitzung erstochen worden war, wurde das Imperium Romanum von inneren Wirren und Bürgerkriegen heimgesucht.

In dieser instabilen Lage wurde ein Triumvirat (dt. Dreimänner [Herrschaft]) an der Spitze des Staates etabliert. Diesem gehörten neben Cäsars ehemaligem Mitkonsul Marcus Antonius (86 bis 30 v. Chr.) auch Marcus Aemilius Lepidus und eben Gaius Octavianus, einem Großneffen Caesars an.

Das Triumvirat sollte die bestehenden unruhigen Zustände beenden und das Römische Reich konsolidieren. Zunächst wurden die eigenen politischen Gegner und auch die Mörder Caesars eliminiert. Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus wurden in der Schlacht bei Philippi 42 v. Chr. von Marcus Antonius und Gaius Octavianus geschlagen, später begingen die Besiegten Selbstmord.

Damit waren zwei weitere republikanische Attentäter Caesars beseitigt. Aber nun wurde es innerhalb des Triumvirats kritisch: Sextus Pompeius, ein Sohn von Caesars altem Widersacher Gnaeus Pompeius Magnus, war politischer Führer der pompeianischen Partei im Senat. Der Republikaner war ein Gegner der Machtfülle des Triumvirats und betrieb eine Seeblockade von Sizilien aus. Sextus Pompeius war in Rom beliebt, wurde allerdings 35 v. Chr. in Milet (Provinz Asia) gefangen genommen und hingerichtet.

Antonius und Octavian entmachteten ihren Mitspieler Lepidus wegen angeblicher Zusammenarbeit mit Sextus. Während Octavian erfolgreich in Dalmatien kämpfte, hatte Antonius erfolglos im Osten des Reichs gegen die Parther gekämpft.

Octavian setzte sich schließlich auch gegen Antonius durch. Hierzu nutze er seine größere Präsenz in Rom, um beim Volk und Senat Stimmung für sich und gegen Antonius zu machen. Antonius dagegen hatte eine Beziehung zur ägyptischen Königin und Pharaonin Cleopatra VII. (69 bis 30 v. Chr.) und verteilte Teile des römischen Ostens an ihre Kinder. Diese enge Bindung an Ägypten stand den Interessen Roms entgegen und Octavian lies sich zum Dux Italiae ausrufen. In der Seeschlacht bei Actium 31 v. Chr. schlug er, mit Hilfe von Marcus Agrippa, die Flotte von Antonius und Cleopatra vernichtend. Beide begingen später Selbstmord und das reiche Ägypten wurde römische Provinz.

 

Pater Patriae und Pax Augusta

Die Zeit der Bürgerkriege und unklaren Machtverhältnisse waren nun vorbei. Um dies zu signalisieren lies Octavian symbolisch am 12. Januar 29 v. Chr. die Tore des Janustempels auf dem Forum Romanum schließen. Octavian erhielt in Rom einem dreifachen Triumphzug.

Aber Octavian wusste, dass er nicht das Misstrauen der Republikaner wecken sollte – zu viel Machtfülle war Caesar zum Verhängnis geworden. Er stellte daher die alte Republik wieder her und lehnte die Ernennung zum Diktator ab. Anstatt dessen lies sich als Princeps (dt. erster Bürger), Princeps senatus (dt. Erster des Senats) oder Pater Patriae (dt. Vater des Vaterlands) titulieren. Damit erfand er die Herrschaftsform des Prinzipats.

Er lies sich faktisch alle wichtigen Amtsgewalten übertragen. Er bündelte dadurch die Macht des Staates auf sich selbst, ohne allerdings die Ämter abzuschaffen. Dadurch konnte er als Restitutor (lat. res publica restituta) und Bewahrer der Republik auftreten und gleichzeitig als Alleinherrscher fungieren. Trotzdem behielten Senat und die anderen Institutionen Schein und Würde, die Senatsaristokratie war beschnitten, aber im Amt. Augustus ging noch weiter und eine ganze Reihe Senatsmitglieder wurden durch ihm ergebene Anhänger ersetzt. Octavian schaffte durch viele dieser Maßnahmen endlich Stabilität und Ruhe.

via appia
Die Via Appia führte von Rom nach Brindisium (heute Brindisi)

Das kam nicht nur beim Volk in Rom gut an, dass endlich wieder Frieden und Ordnung erlebte, sondern damit konnten auch die teilweise zerstritten Machteliten leben.

Tatsächlich schien es also so, dass die schrecklichen Zeiten der Bürgerkriege vorbei waren. Augustus erhielt vom Senat sogar die direkte Befehlsgewalt als Statthalter über die Grenzprovinzen des Römischen Reiches und damit auch über die meisten Legionen. In den sogenannten kaiserlichen Provinzen wurde er durch einen Legaten vertreten.

Es begann nun die augusteische Ära mit einer inneren und äußeren Stabilisierung des Römischen Reichs. Wie auch später in der Geschichte lieferte die Wiedererrichtung von Sicherheit und Rechtsordnung auch die Grundlage für eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte.

Unter Augustus wurden auch die alten römischen Tugenden Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Disziplin wieder stärker hervorgehoben. Augustus lies sich auch vom Senat die Sittenaufsicht (lat. cura morum) übertragen und selbst seine Tochter Iulia wegen Ehebruch verbannen. Ebenso erging es dem bekannten Dichter Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.), der wohl wegen seiner Verstöße gegen die strengen Ehe- und Familienregeln nach Tomi ans Schwarze Meer verbannt wurde. Allerdings behielt er das römische Bürgerrecht sowie sein Vermögen und konnte sich weiter der Dichtkunst widmen. Sein bekanntestes Werk waren seine Metamorphosen, er zählte wie Horaz und Vergil zu den bekanntesten Dichtern der Epoche der Pax Romana.

Kaiser Augustus ging ebenso gegen korrupte Beamte und Politiker vor, er berief neue und integre Verwalter in die Provinzen, die vormals von ihren Statthaltern, ehemaligen Senatoren, gnadenlos geplündert wurden. Die Neuordnung der Provinzen schaffte Rechtssicherheit statt Willkür und lies auch die Menschen dort am neuen Wohlstand der Pax Romana teilhaben.

Auch das Straßennetz wurde ausgebaut und die Via Appia von Rom nach Brindisi (ca. 540 km), die bereits 312 v. Chr. begonnen worden war, wurde unter Kaiser Augustus fertiggestellt. Die Straßen verbanden die Städte des Römischen Reichs und waren die Grundlage für den erfolgreichen Handel, ebenso wie für Truppenbewegungen und Postkuriere.

Auch die Stadt Rom blühte während der Pax Romana auf, es entstanden bemerkenswerte architektonische Bauwerke wie das Marcellustheater, das Kolosseum, neue Aquädukte und Brücken. Rom wird in 14 Stadtviertel neue gegliedert und erhält wegen der vielen Brände die erste Feuerwehr im Jahre 22 v. Chr. Ebenso wird der Tiber reguliert und damit gegen Überschwemmungen vorgesorgt, es entstehen Thermen und Bibliotheken, auch wird der Verkehr in der Stadt neu geregelt.

Auch auf Münzen wurde die Pax Augusta geprägt, oft fand man dort die Inschrift „PAX AVG“ mit einer Abbildung der Göttin PAX, der Göttin des Friedens. Kaiser Augustus lies dieser Göttin zu Ehren auch den Friedensaltar Ara Pacis bauen.

Die Römische Legion konnte unter Augustus verkleinert werden, sie schrumpfte von über 200.000 Legionären auf ca. 80.000 Mann. Die Veteranen konnten großzügig aus dem erbeuteten ägyptischen Staatsschatz in Pension geschickt und mit Landgütern versorgt werden. Die neuen Bauern waren Augustus entsprechend dankbar.

 

Außenpolitik während der Pax Romana

Die Außenpolitik war während der Pax Romana allerdings durchaus auf Expansion ausgerichtet. Die größte Ausdehnung hatte das Römische Reich im Jahre 117 n. Chr. unter Kaiser Trajan. Im Kantabrischen Krieg (25 bis 19 v. Chr.) eroberten die Römer den Norden der Iberischen Halbinsel, außerdem südlich der Donau die neuen Provinzen Raetia, Noricum, Pannonia, Illyricum und Moesia. Ebenso kamen Armenien, Cappadocia, Galatia und Mauretania.

Der Versuch das Imperium Romanum auf das Gebiet von Germania magna (das freie Germanien) rechts des Rheins auszudehnen, schlug allerdings spätestens mit der Varusschlacht 9 n. Chr. fehl. Im Teutoburger Wald rieben die germanischen Stämme unter Arminius dem Cherusker (17 v. Chr. bis 21 n. Chr.) drei römische Legionen und Hilfstruppen auf.

armin der cherusker
Arminius, der Cherusker führte die Germanen in der Varusschlacht an.

Damit begnügte sich das Römische Reich mit den beiden Provinzen Germania inferior und Germania superior und sicherte diese gegen die Germanen mit dem Limes ab. Ähnlich grenzte sich das Römische Reich mit dem Hadrianswall unter Kaiser Hadrian (76 bis 138) gegenüber den schottischen Stämmen ab.

Schon Augustus hatte im Jahre 20 v. Chr. mit den Parthern, einem der hartnäckigsten Gegner Roms, einen vertraglichen Frieden und eine anerkannte Grenze gefunden.

Die Pax Romana war bei allen positiven Einflüssen für die Menschen innerhalb der Grenzen des Imperium Romanum auch eine hart und konsequent durchgesetzte Staats- und Gesellschaftsordnung. Die besiegten Völker versuchte Rom in das römische Staatsgefüge zu integrieren und verlangte dafür die Treue und das Bekenntnis zu Rom. Aus Gegnern sollten neuen Römer werden. Oft hatte Rom mit dieser Taktik Erfolg. Schon als Kinder wurden die Abkömmlinge der Stammesfürsten mit dem römischen Leben und seiner Zivilisation in Berührung gebracht. Man zeigte ihnen das luxuriöse Leben von den Thermen über Wein und die Fußbodenheizung in Marmorhäusern. Das machte Eindruck und viele wurden Unterstützer Roms und der Pax Romana.

Aber diese Rechnung ging nicht immer auf, wie das Beispiel von Arminus dem Cherusker zeigt. Dieser stand zunächst als römischer Legionär im Dienste Roms und erwarb durch seine Verdienste für das Imperium sogar das römische Bürgerrecht und den Ritterstand. Trotzdem stellte er sich letztlich doch gegen Rom. Aber das war selten und noch seltener erfolgreich.

Wer sich ansonsten den Plänen Roms widersetzte konnte nicht mit Milde rechnen. Die Pax Romana wurde oft mit eiserner Faust durchgesetzt. Trotz dieser Härte kam es während dieser Zeit hin und wieder auch zu Aufständen, wie etwa in den Unruheprovinzen Judäa, Pannonia und Dalmatia.

Für die Römer selbst galt noch in spätrömischer Zeit die Pax Augusta als die wahre Blütezeit des Imperium Romanum.

 

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